"Die Frau als Bildungsmanagerin der Familie"
19.08.2016: Andrea Nahles und Ute Finckh-Krämer informierten sich am 19. August über Projekte und Instrumente der Arbeitsmarktförderung in Steglitz
Ministerin Andrea Nahles und Dr. Ute Finckh-Krämer
Die Ministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles besuchte am vergangenen Freitag gemeinsam mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Ute Finckh-Krämer und den Mitgliedern des Abgeordnetenhauses Dr. Ina Czyborra und Andreas Kugler die Organisation Goldnetz in der Steglitzer Gutsmuthsstraße.
Im Bildungs- und Coachingcentrum des Trägers Goldnetz gGmbH ist die Infothek beruflicher Wiedereinstieg angesiedelt, die Arbeitssuchende aus dem Berliner Süden mit einem modularen Coaching- und Workshopangebot dabei unterstützt, individuelle Strategien im Bewerbungsprozess zu entwickeln. Projektleiterin Gisela Möller berichete, dass Goldnetz in den letzten fünf Jahren 1.250 Kundinnen erreicht und mit ihrer Beratungstätigkeit zum beschleunigten Einstieg in den Arbeitsmarkt beigetragen hat.
Das freute besonders Dr. Ina Czyborra, die sich im vergangenen Herbst im Ausschuss für Arbeit, Integration, berufliche Bildung und Frauen für den Erhalt der damaligen "Fraueninfothek" stark gemacht hatte. Die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion betonte, dass die Infothek "eine zuverlässige Anlaufstelle für arbeitsuchende Frauen ist, die zum Beispiel nach der Erziehungsphase wieder in den Beruf einsteigen oder die sich beruflich neu orientieren wollen. Dieses Angebot ist für Steglitz-Zehlendorf unverzichtbar. Ich bin froh, dass ich mithelfen konnte, es zu erhalten."
Projektleiterin Gisela Möller präsentiert Arbeitsergebnisse
Seit April 2016 führt der Träger außerdem eine Mobile Bildungsberatung für geflüchtete Frauen durch. Dabei handelt es sich um eine aufsuchende Beratung: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen mit den Frauen direkt in den Flüchtlingsunterkünften im Berliner Südwesten über die Bedeutung beruflicher Bildung, Orientierung, Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie und gesellschaftliche Teilhabe. Bisher haben 250 Beratungen in Einzelgesprächen stattgefunden; zusätzlich gab es Gruppeninformationen in den Einrichtungen.
Die Geschäftsführerin Gisela Pfeifer-Mellar betonte, wie wichtig es sei, diese Frauen zu erreichen. "Die Frau ist die Bildungsmanagerin der Familie", erklärte sie. Nur wenn die Mütter die Sprache gut sprechen und gesellschaftlich integriert sind, erreicht man auch die Kinder und die Väter. "Auf diese Weise vermeidet man auch Fehler aus der Vergangenheit", kommentierte Andreas Kugler (MdA). "Die mangelnde Integration der Gastarbeiterfamilien in den 1960er Jahren hat oft zum Rückzug der Frauen in den häuslichen Bereich geführt - das müssen wir heute ganz anders angehen", so der Abgeordnete.
Die Gäste erfuhren, dass es derzeit mehr Plätze in den Sprachkursen gibt als Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die vom Jobcenter bereits einem Sprachkurs zugewiesen werden können. "Ich werde mich für eine Beschleunigung der bürokratischen Abläufe einsetzen und dafür, dass Flüchtlinge aus Afghanistan bereits vor Abschluss ihres Anerkennungsverfahrens an Sprachkursen teilnehmen dürfen", bemerkte Dr. Ute Finckh-Krämer.
Andreas Kugler, Andrea Nahles, Dr. Ute Finckh-Krämer, Dr. Ina Czyborra (v.l.n.r.)
Für die Ministerin ergab sich aus dem Gespräch vor allem, dass es künftig mehr getrennte Angebote für Frauen und Männer geben muss. "Die Frauen nehmen die Beratung ganz anders war, wenn der Mann nicht daneben sitzt", bestätigte Gisela Möller vom Team Mobile Bildungsberatung. Andra Nahles versprach, die Punkte in einem gemeinsamen Fachgespräch mit Goldnetz bald zu vertiefen und dankte den Mitarbeiterinnen ausdrücklich für ihr Engagement. "Ohne Sie und die anderen Träger würden wir das nicht schaffen. Sie sind bei den Menschen vor Ort, wir haben nur die Statistik", erklärte sie zum Abschied.